11.9.13

Segen weiter zu geben, ist gar nicht so schwer

Das war mal wieder eine Morgenandacht, die zu Herzen ging...

Wenn Rachel Remen freitags nach der Schule zu ihrem Großvater kam, dann hatte der in der Küche schon den Tisch gedeckt. Was dann geschah, erzählt sie in ihren Lebenserinnerungen. 
Wenn sie ihren Tee getrunken hatten, zündete ihr Opa immer zwei Kerzen an und wechselte auf Hebräisch einige Worte mit Gott. Rachel wartete geduldig, denn sie wusste: jetzt kommt gleich der beste Teil der Woche!
Wenn ihr Opa nämlich fertig war mit seinem Gebet, dann wandte er sich zu ihr und sagte: „Komm her, Neshumele – meine geliebte kleine Seele!“ Und dann legte er ihr sanft seine Hände auf den Kopf und dankte Gott dafür, dass es sie gab. 
Danach sprach er zu Gott davon, mit welchen Dingen seine Enkelin sich im Verlauf der Woche herumgeschlagen hatte. Wenn sie etwas angestellt hatte, dann lobte er, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Wenn ihr etwas misslungen war, dann sprach er davon, wie sehr sie sich bemüht hatte. Und dann gab er ihr seinen Segen und bat Gott, gut auf sie aufzupassen.

Diese kurzen Momente bei ihrem Großvater waren für Rachel die einzige Zeit, in der sie sich ganz zufrieden und mit sich im Reinen fühlte. Zuhause war sie das nie. Da war es nie genug. Wenn sie in einer Klassenarbeit 98 von 100 Punkten hatte, fragte ihr Vater:  „Und was ist mit den restlichen zwei Punkten?“ Aber für ihren Großvater spielten die zwei Punkte keine Rolle. Für ihn war es genug, dass sie da war. Und wenn sie bei ihm war, dann spürte sie ganz tief im Herzen, dass er Recht hatte.
Rachels Großvater starb, als sie sieben Jahre alt war. Zuerst, schreibt die erwachsene Frau, hatte Rachel Angst, dass sie ohne die wöchentliche Begegnung mit ihm nie mehr spüren könnte, dass sie ein ganz besonderer Mensch ist. Aber mit der Zeit merkte sie, dass sie gelernt hatte, sich durch die Augen ihres Großvaters zu sehen. Denn: Einmal gesegnet sein, heißt: für immer gesegnet zu sein.
Viele Jahre später, längst schon eine erwachsene Frau, erzählte Rachel  ihrer Mutter von den Segnungen ihres Großvaters und was sie ihr bedeutet hatten. Da lächelte die Mutter traurig und sagte zu ihr: „Ich habe dich an jedem Tag deines Lebens gesegnet, Rachel. Ich habe nur nicht die Weisheit besessen, es laut auszusprechen.“
Ich würde das gerne von Rachel Remens Großvater lernen! Und auf jeden Fall gleich damit anfangen:
Gottes Segen sei bei Ihnen an diesem Tag und an allen Tagen Ihres Lebens, denn auch Sie sind ein ganz besonderer Mensch und ein Neshumele – eine von Gott geliebte Seele.

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