3.8.05

schockiert

seit tagen versuchen sein bruder und dessen frau ihn telefonisch zu erreichen. keiner geht ran. da fahren sie zu seinem haus. klingeln. keiner öffnet. sie selbst haben auch einen schlüssel. öffnen die tür. da kommt ihnen ein dermassen geruch entgegen, dass sie es gar nicht erst versuchen, ins haus zu kommen. sie rufen den notarzt. der wiederum holt noch einen anderen arzt hinzu. dann kommt die polizei. danach die spurensicherung. und eben fuhr das beerdigungsinstitut mit ihm davon.
unser nachbar lebt nicht mehr, ist schon vor tagen gestorben. er lag in seinem wohnzimmer. wir kennen es, unseres hat diesselbe grösse und anordnung.
er lebte nur zwei häuser weiter. sehr ruhig. für sich. wollte keinen kontakt. wir waren die einzigen, mit denen er mal sprach oder eine bitte äusserte, wenn er wieder mal längere zeit wegfuhr.

das, was man immer in der zeitung liest, ist nun auch in unserer strasse passiert - da liegt einer tagelang in seiner wohnung: und keiner bekommt es mit.
komisches gefühl. einerseits passt es zu ihm, dem eigenbrötler. dem, der niemand an sich heran liess. der sein eigenes leben lebte ohne kontakte. so starb er auch.
andererseits bedrückt es uns: hätten wir ihn mehr ansprechen sollen? aber hätte das etwas an der jetzigen tatsache geändert?
er bekam auch jedes jahr zu silvester ein geschenk von uns, was süsses und was zum lesen. christliches. ob er es jemals angeschaut hat?
nur gut, dass wir wissen, dass gott ihm seine chancen gab. ob er diese genutzt hat, wissen wir nicht.
aber traurigkeit umschleicht uns schon. er wohnte nur ein paar meter weit weg...

Keine Kommentare: