13.3.13

Wie Versöhnung aussehen kann

Aus der Morgenandacht - von Gabriele Hofmann, Pforzheim - vom SWR (Link)

Versöhnung ist möglich, sogar, wenn es ganz schlimm war, was man einander angetan hat.

Viele meinen ja, über solche Dinge könne man nie hinwegkommen. Und andere meinen, Hauptsache man redet nicht drüber, dann wird irgendwann schon Gras über die Sache wachsen.

In Huchenfeld, einem kleinen Ort bei Pforzheim, kann man erfahren, dass das nicht stimmt. Versöhnung kann gelingen und man kann auch etwas dafür tun. Davon will ich Ihnen heute Morgen erzählen.

Im März 1945 waren auf dem Huchenfelder Friedhof fünf britische Soldaten ermordet worden. Vielleicht aus Wut über die Bombardierung Pforzheims. Vielleicht als Folge von Hasspropaganda. Jedenfalls mussten am Morgen danach die Konfirmanden an den Leichen vorbei zur ihrer Konfirmation gehen. Von dieser Geschichte haben am Ort viele gewusst. Aber man hat nicht darüber geredet.

Durch eine Zeitungsnotiz ist das Ereignis dann vor 35 Jahren eher zufällig wieder ans Licht gekommen. Und plötzlich waren da auch Menschen, die wollten diese Geschichte nicht länger unter den Teppich kehren. Sie wollten sich der Vergangenheit stellen.

Und so haben sie begonnen, in England nach den Hinterbliebenen der ermordeten Soldaten zu suchen. Und sie haben sogar die Soldaten gefunden, denen damals die Flucht geglückt war. Einer von ihnen hatte sich geschworen, nie mehr einen Fuß auf deutschen Boden zu setzen. Aber das Engagement der Huchenfelder und die zur Versöhnung ausgestreckten Hände haben ihn berührt. Er ließ sich einladen, er ist nach Huchenfeld gekommen und hat sogar im Alter noch damit begonnen Deutsch zu lernen.

Mittlerweile sind in zwanzig Jahren herzliche Freundschaften entstanden zwischen Huchenfelder Familien und den Familien der ehemaligen englischen Soldaten. Und sogar ein Enkelkind einer dieser Familien ist in Huchenfeld getauft worden.

Das ist eine Geschichte von gelungener Versöhnung. Trotz des Leids der beiden Weltkriege, in denen Menschen gegeneinander gekämpft und sich gegenseitig getötet haben, haben Menschen sich hier die Hand zur Versöhnung gereicht. Und das war möglich, weil sie die alten Geschichten nicht unter den Teppich gekehrt haben. Sie haben geglaubt, dass Menschen einander vergeben können, weil Gott ihnen vergibt. Und dann haben sie einfach angefangen mit dieser Versöhnung.

1 Kommentar:

Ehra hat gesagt…

Da diese Geschichte mir gefällt und sie ganz in der Nähe meines Wohnortes geschehen ist, habe ich sie eben auf FB geteilt. Da du ja im Moment gerade FB-frei lebst, wollte ich dir das nicht vorenthalten.
Liebe Grüße
Ehra