9.4.09

Blind-Date mit Natalja

Die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig. Alles zugeparkt. Aber dann stelle ich mich halb auf den Bürgersteig, halb auf die Fahrbahn. Villeicht gehts ja gut.

An der Theke ein junger Mann, wahrscheinlich der Azubi: "Ich habe ein Blind-Date mit Natalja. Um 17.00 Uhr."

Er wird zu einem grossen Fragezeichen, so dass ich ihm erkläre: "Ich kenne diese Frau nicht, deshalb Blind-Date - und bin mal gespannt." Ein Erkennungslächeln umspielt seine Lippen - jetzt ist er wieder im Bilde.

Trotzdem muss ich noch ein wenig warten, blättere den Stern durch und beobachte den Salon. Cut Inn heisst der Laden. Auf der gegenüberliegenden Seite wird ein herr beschnitten. Das dauert sicher noch ein bischen. Vor mir sitzen zwei Damen in ihren Sesseln. Bei der einen muss wohl irgendeine Paste (Farbe) einwirken. Die sitzt nur so rum. Bei der anderen werden wohl Strähnchen fabriziert. Jedenfalls sind ihre Haare ziemlich feucht und die Spitzen werden noch beschnitten.

Mister Azubi kommt vorbei und fragt, ob ich meine Haare waschen lassen will. Will ich nicht. Er sucht sich andere Arbeit.

Ich blättere immer noch mein Heft durch, ohne wirklich zu lesen. Dame Nummer 2 bekommt jetzt einen Fön in die Hand gedrückt und muss wohl ihre haare selbst trocknen. Haben die aufgestylten Friseurinnen Pause oder wird der Endpreis bei Selbsteingriff günstiger? Sehr konzentriert fönt sie ihre langen blonden Haare.

Mister Azubi - aus den Augenwinkeln habe ich gesehen, dass er die Initialzündung von (vielleicht ist sie das?) Natalja bekam - bittet mich, schon mal im Friseurstuhl Platz zu nehmen. Neben dem anderen Herrn, dessen Endspurt naht. "Möchten Sie was zu trinken?" Möchte ich auch nicht. Bin pflegeleicht. Und billig.

Die letzten Handgriffe beim Nachbar. Der Handspiegel hängt neben dem grossen an der Wand und hinterlässt beim Abnehmen einen dunklen Rand. Wer weiss, wie oft er den Platz wechselt...

Herr Nachbar beschaut sich im runden Glas und erschreckt seine Friseurin: "Was ist denn das??? Eine kahle Stelle???" Sie, es ist wohl doch Natalja, beruhigt ihn: "Nein, das ist nur ein Wirbel!" Nun, er lässt sich überzeugen. Und bezahlt seine Rechnung.

Dann komme ich an die Reihe. "Nur schneiden, überall kürzer. Ganz normal, keine Extras:" Und wir kommen ins Plaudern. Wieviel Haare der durchschnittliche Mensch habe. Dass man zwischen 60 und 80 Haare am Tag verliert. Dass Gott alle Haare auf dem Kopf zählt. Dass sie kaum ins Internet käme, weil sie ihre Meisterprüfung macht. Sie lacht öfters ûnd verbreitet gute Laune. Das muss ich ihr sagen, wie gut das den Kunden tut. "Ja, warum nicht, ich kann doch nicht griesgrämig herumlaufen." Nun ja, andere können zwar auch, aber so ist es doch angenehmer. Wir plaudern weiter über die Eitelkeit bei Männer ("Der vorhin war so ein Exemplar, ziemlich extrem") und Frauen. Übers Weiterentwickeln der menschen, über Twittern und ihre Mutter.

Und dann wage ich in dieser entspannten Atmosphäre sogar, dass man mir - erstmals in meinem Leben - Gel in die Haare einreibt, damit sie länger halten. Naja, warum nicht? Man(n) muss j auch mal experimentieren.

Was denn, schon fertig? Durch den netten Kontakt verflog die Zeit. Hier werde ich wohl wieder mal hingehen. Zumal es auch am Auto kein Knöllchen gegeben hat...

1 Kommentar:

Carsten hat gesagt…

und wo ist das foto von dir mit gel in den haaren??? :D