Nochmal Nobby:
Ich lernte ihn in einer christlichen Gemeinde in Mannheim kennen. An einem Mittwochabend berichtete er während einer Gebetsstunde von seiner Erkrankung. Die Nachricht von seiner Krebsdiagnose war erst wenige Stunden alt. Nun musste er damit fertig werden. Wir hatten als kleine Christengruppe zusammen bewegende Augenblicke mit aufbrechenden Gefühlen, Fragen, Trost aus der Bibel und anhaltendem Gebet. Es ging an diesem Abend um ihn.
Norbert Ammon – damals 28 Jahre alt, ein intelligenter und willenstarker junger Mann. Eigentlich ein Gewinnertyp. Entschlusskraft und sportlicher Ehrgeiz zeichnen ihn aus. Bergsteigen und Skifahren werden seine sportlichen Favoriten. Ausbildung als Bankkaufmann. Ein Bergabsturz beim Wandern hat Folgen. Norbert denkt über das Leben nach dem Tod nach („Wo wäre ich, wenn ich jetzt gestorben wäre?“) und offene Fragen begleiten ihn die nächsten eineinhalb Jahre. Da besucht er einen Vortrag zum Thema „Sinn des Lebens“ – und entscheidet sich, Christ zu werden. Es folgen weitere Ausbildung und Studium von Betriebswirtschaft in Trier. Sein Ziel: Später Professor an einer Fachhochschule zu werden. Auch im christlichen Bereich muss er sich orientieren und entscheiden. Anfang August 1996 folgt dann die obige Szene…
Die Krankheit (Lymphdrüsenkrebs) mit allen körperlichen und seelischen Strapazen, Hoffnungen und Enttäuschungen, kaum auszuhaltender Schmerz, seine dann doch mögliche Ehe mit Kerstin – all das vertraut Norbert zuerst seinem Tagebuch, später teilweise Rundbriefen an Freunde und Verwandte an. Und dann entsteht auf Drängen von Freunden ein Buch. „Absturz zum Himmel“ nennt er es. Darin schildert er nicht nur den Bergabsturz mit Folgen, sondern fast minutiös auch Regungen und Gefühle eines Christen, der gesundheitlich abstürzt. Kerstin pflegt ihren Mann aufopferungsvoll. Auch diese Seite wird angesprochen – wie gehen Eheleute damit um, wenn ein Partner dem Tod geweiht ist?
Es ist ein bewegendes Buch. Norbert nimmt den Leser ganz dicht mit in seine Überlegungen, seine Fragen an Gott, sein Verzweifeltsein hinein. Aber es ist auch ein mutmachendes Buch, denn immer wieder kann sich das junge Ehepaar an dem barmherzigen und treuen Gott orientieren. Trotz allem Kampf, trotzdem es ihm immer schlechter geht, sein Motto hält er fest: God is in control (Gott hat alles im Griff). Das stärkt ihn bis zum Schluss.
Gestern erreicht mich die Nachricht:
Es ist soweit.
Nobby ist zu Hause.
Frohe Tage
Dunkle Nächte
Hoffnungsvolle Zeiten
Harte Rückschläge
… und auch die Sterbensstunden –
wir haben sie gemeinsam durchlebt.
Gott gab uns die nötige Kraft.
Kerstin
Traurigkeit überfällt mich. Aber auch Dankbarkeit macht sich im Innern breit. Norbert (37), den ich kennen und auch ein Stück weit begleiten durfte, hat es geschafft. Vor zwei Jahren hat er gesagt: „Und wenn es so weit ist, freue ich mich, zu Ihm nach Hause gehen zu dürfen.“
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