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14.12.05

Frieden

Ich bin der Friede. Kennst Du mich eigentlich noch?

Zugegeben, ich bin ziemlich abgemagert. Kein Wunder bei diesen Zeiten. Oft werde ich beim Namen gerufen, und dann bin ich zur Stelle. Aber seltsam; meistens war es gar nicht so ernst gemeint und ich habe eher den Eindruck, ich störe. Wenn ich mich selbst zu Wort melde zwischen alt und jung, zwischen rechts und links, zwischen Parteien und Gruppen, dann guckt man mich verwundert an, als wäre ich einer aus einer anderen Welt! Zugegeben, das bin ich ja auch. Ist es so falsch, wenn ich behaupte: So einen wie mich, so einen aus einer anderen Welt, so einen brauchst Du doch heutzutage. Du sollst - so lautet mein Auftrag - überall dort zur Stelle sein, wo die Vorurteile sich häufen, wo Missverständnisse wachsen, wo Fäuste geballt werden.
Wo der Hass Mauern aufrichtet. Überall dort soll ich dazwischen sein, Brücken schlagen. Verständnis wecken, Misstrauen ausräumen.

Als ich den Auftrag bekam, dachte ich; Du wist froh sein, wenn ich komme. Sicher - ein schwerer Auftrag. Aber ich war ja gut ausgestattet: mit Geduld gekleidet, mit Langmut bedeckt, mit Gelassenheit ausgestattet und durch Fanta-sie und Einsicht ausgezeichnet. Also, ich dachte wenn ich komme, ich, der Friede auf Erden, wirst Du mich begrüßen und aufnehmen, wie einen, den Du lange erwartet hast. Aber - was ist daraus geworden! Vor die Tür geschickt haben sie mich, im Regen stehen gelassen. Sie doch selbst, wie zerzaust ich bin. Ich frage Dich: Habe ich denn gar keine Chance mehr bei Dir? Dabei wäre das doch auch Deine Chance - mehr als das!

Jesus sagt: "Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht".

(Hao Hebbinghaus)

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